Der Fall Ken Jebsen by Mathias Bröckers

Der Fall Ken Jebsen by Mathias Bröckers

Autor:Mathias Bröckers [Bröckers, Mathias]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: Westend Verlag
veröffentlicht: 2016-10-03T22:00:00+00:00


Wer ist Ken Jebsen?

Ja, das kann ich verstehen. Da viele über dich geredet haben, aber kaum einer mit dir, findet man in den Medien zwar viel über deine Person, aber auch viel Falsches. Was stimmt eigentlich?

Ich wurde geboren, das stimmt. 1966, sagte mir meine Mutter. Sie war dabei. Ich auch, aber ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Wer auf Wikipedia nach meiner Person sucht, findet einen vor Erfindungen nur so strotzenden Eintrag. Warum der so ist, wie er ist, und wie er von »höheren« Mitarbeitern bei Wikipedia manipuliert wird, dazu komme ich später.

Ken Jebsen heißt bei Wikipedia jedenfalls Moustafa Kashefi. Um es klar zu sagen: Es gibt diesen Moustafa Kashefi nicht. Ken Jebsen ist ein Künstlername, den ich benutze, seit ich als Journalist tätig bin, also rund 25 Jahre. In meinem Personalausweis steht mein Geburtsname, ein sehr langer iranischer Name, den die meisten Europäer und vor allem Behördenvertreter vollkommen falsch aussprechen. Daher habe ich ihn geändert. Es wirkt störend, wenn man zum Beispiel bei einem Radiointerview von seinem Gast am Telefon ständig mit einem Namen angesprochen wird, der zu kompliziert für die meisten Europäer ist. Wenn ich ab und an ein Klinikum von innen aufsuchen muss und ich irgendwann über Lautsprecher aufgerufen werde, doch bitte durch die Tür mit dem X-Ray-Logo zu gehen, ist es immer amüsant zu erleben, wie der oder die Ausrufende verzweifelt versucht, meinen Namen richtig auszusprechen. Also habe ich mir den Mädchennamen meiner Mutter zugelegt und meinen iranischen Vornamen, der mit einem K-Laut beginnt, zu Ken verlängert.

Wie kommt man bei Wikipedia jetzt auf Moustafa Kashefi? Nun, die Experten für Wissen bei Wikipedia beziehen sich auf ein Buch, das irgendwann mal von Radio Fritz veröffentlicht wurde und bei dem Mitarbeiter gebeten wurden, etwas über sich zu schreiben, wie und warum sie zum Radio gekommen sind. Fritz war damals zu einem Kultsender im wiedervereinigten Berlin aufgestiegen und die Moderatoren und bekanntesten Stimmen wurden wie Stars angehimmelt und hatten richtige Fans.

Auch ich wurde damals gebeten, einen Beitrag zu diesem Fritz-Buch zu schreiben. Der Text hieß, wenn ich mich recht entsinne, »Ich bin Reporter«. Es ging in diesem Text um meine Haltung zu diesem Beruf. Ich verglich den Reporter mit einem Kripobeamten, der als erster an einen Tatort kommt und bei der Spurensicherung nichts verändern darf. Er soll festhalten, was ist. Dazu werden auch Fotos gemacht. Später kann man sich diese Fotos noch mal in aller Ruhe ansehen. Dann fällt einem oft ein wesentliches Detail auf, das man zuvor gar nicht bemerkt hatte. Kripobeamte dürfen nicht manipulieren. Reporter, so finde ich, sollten das auch lassen. Es geht um Fakten und einen neutralen Stimmungsbericht vom Ort des Geschehens. Wer werten will, kann einen klar zu erkennenden Kommentar sprechen. Das ist klassischer Journalismus. Nachricht und Bewertung sollten getrennt werden. Diesem Buchtext war, wie bei allen Fritz-Autoren, ein Foto beigefügt. Da jeder, der sich für das Buch interessierte, die Protagonisten kannte und ich den Ruf eines bunten Hundes genoss, da mich also sowieso jeder der Leser am Foto erkennen würde, unterschrieb ich mit dem Namen Moustafa Kashefi und dachte mir eine absurde Bio aus.



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